Wie das 'Handelsblatt' berichtet, haben sich Dena, Epico Klima-Innovation und Agora Energiewende zusammengetan, um den energieintensiven Industriebetrieben einen staatlich vergünstigten Strompreis von fünf Cent je Kilowattstunde vorzuschlagen. Allerdings: Dieses Angebot soll lediglich die Hälfte des individuellen Stromverbrauchs der betroffenen Unternehmen abdecken. Bei der Auswahl, wer von dem Tarif profitieren darf, spricht die Gruppe sich für die Nutzung der sogenannten 'Kuebll-Liste' der EU aus - auf dieser tauchen etwa 2.000 besonders stromhungrige und im globalen Wettbewerb stehende Betriebe in Deutschland auf. Zusammengerechnet kommen diese auf einen Jahresverbrauch von rund 100 Terawattstunden. Die Rechenkunst der Denkfabriken legt nahe, dass die Maßnahme für den Staat rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr verschlingen würde, insgesamt nach EU-Vorschriften (maximal drei Jahre erlaubt) also 4,5 Milliarden Euro.
Das Papier lässt aber auch durchblicken: Ein derartiger Preisdeckel für Strom ist eher Pflaster als Heilung – so sagt Epico-Gründer Bernd Weber treffend, der Industriestrompreis sei ein "Schmerzmittel", nicht die Lösung der Standortprobleme. Die Macher schlagen deshalb ergänzend vor, die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Erneuerbaren-Anbietern zu verbessern, etwa via Investitionsgarantien für sogenannte PPA (Power Purchase Agreements). Zudem, wenig überraschend, plädieren sie für ein weiterhin hohes Tempo beim Ausbau von Wind- und Solarenergie. Wobei, und das klingt durch, niemand ernsthaft glaubt, mit so einem kurzfristigen Stromdeal die großen Herausforderungen der Energiewende vom Tisch wischen zu können. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) kündigte jedenfalls an, dass der Industriestrompreis planmäßig zum 1. Januar 2026 starten soll – die letzten Details werden aktuell wohl noch hinter verschlossenen Türen gefeilscht.
Die Debatte um einen gedeckelten Industriestrompreis tobt weiter, getrieben von der Sorge, Deutschland könnte ohne Entlastung für die energiehungrige Industrie noch mehr Produktionskapazitäten an Standorte mit billigeren Energiepreisen verlieren. Das Dena-Modell sieht derzeit vor, dass besonders stromintensive Branchen wie die Chemie- und Stahlindustrie bis 2029 von einer befristeten Entlastung profitieren - mit einer Maßnahme, die jedoch Kritikern zufolge keine nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit ermöglicht, sondern das eigentliche Problem verschiebt: zu langwieriger Ausbau erneuerbarer Energien und hohe Netzentgelte. Im europäischen wie internationalen Vergleich bleibt Deutschland weiter im Spagat, heimische Arbeitsplätze und Industriestandorte gegen die Realität steigender Energiepreise zu verteidigen, während umweltpolitische ambivalente Signale und ein nur langsam fortschreitender Strukturwandel das Grunddilemma verschärfen.
* Zusatz: Nach aktuellen Medienberichten ist das Thema Industriestrompreis hochumstritten: Arbeitsgeberverbände jubeln über die Initiative, während Umweltverbände wie BUND vor falschen Anreizen und milliardenschweren Mitnahmeeffekten warnen. Die EU-Kommission macht die Gewährung eines niedrigeren Industriestrompreises zudem von strengen Auflagen abhängig, um Wettbewerbsverzerrungen zu verhindern. Gleichzeitig gibt es Stimmen, die für langfristige Versorgungssicherheit eine stärkere Marktkopplung mit den europäischen Nachbarstaaten fordern und Investitionen in Speichertechnologien betonen.