Neuverträge in der dualen Ausbildung 2024 leicht gesunken

2024 wurden in Deutschland erneut weniger neue Ausbildungsverträge im dualen System geschlossen als im Vorjahr – insbesondere unter deutschen Jugendlichen, während die Beteiligung ausländischer Auszubildender weiter zunahm.

28.08.25 08:59 Uhr | 3 mal gelesen

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes kamen im Jahr 2024 rund 475.100 neue Ausbildungsverträge im dualen System zustande – ein Rückgang von etwa 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr, also 4.700 Verträgen weniger als 2023 (479.800). Die Neuabschlüsse mit deutschen Auszubildenden sanken sogar um vier Prozent, während bei ausländischen Staatsangehörigen 17 Prozent mehr Verträge registriert wurden. Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich die Zahl ausländischer Auszubildender mit Neuverträgen fast verdoppelt und wuchs von 36.200 (2014) auf annähernd 70.000 (2024), während die Gesamtzahl der Neuverträge in diesem Zeitraum um rund acht Prozent zurückging. 2024 lag der Anteil ausländischer Neu-Azubis bei etwa 15 Prozent (2014: sieben Prozent). Besonders häufig schlossen Vietnames:innen (7.100), Syrer:innen (6.800) und Ukrainer:innen (5.800) einen Vertrag ab. Die Zahl neu abgeschlossener Verträge durch Ukrainer:innen verdreifachte sich gegenüber 2023, während bei Vietnames:innen ein Plus von 2.700 Neuverträgen und bei Syrer:innen ein leichter Rückgang um 110 zu verzeichnen war. Die meistgewählten Berufe bei Frauen waren Medizinische Fachangestellte (16.100), Kauffrau für Büromanagement (15.200) und Zahnmedizinische Fachangestellte (12.800). Bei Männern führte erneut der Kfz-Mechatroniker (22.700), gefolgt von Fachinformatiker (15.300) und Elektroniker (14.000). Zahlenmäßig bestanden 2024 etwa 339.200 Azubis ihre Abschlussprüfung im dualen System; hinzukommen 16.000 externe Prüfungen sowie über 80.000 Fortbildungsabschlüsse. Besonders gefragt bei Umschulungen waren das Büromanagement und die IT-Berufe. Insgesamt waren Ende 2024 rund 1,22 Millionen Menschen in einer dualen Ausbildung, mehrheitlich im Bereich Industrie und Handel (56 Prozent), danach im Handwerk (28 Prozent). Die Zahl der Auszubildenden ging in den letzten zehn Jahren besonders deutlich im Bereich Industrie und Handel (-15 Prozent) und Handwerk (-8 Prozent) zurück, während im öffentlichen Dienst (+19 Prozent) und den freien Berufen (+3 Prozent) die Zahlen anstiegen.

2024 setzte sich der Rückgang bei den abgeschlossenen Ausbildungsverträgen in Deutschland fort, insbesondere unter deutschen Jugendlichen, während mehr junge Menschen mit ausländischen Wurzeln den Weg ins duale System fanden. Besonders auffällig ist der starke Zuwachs bei Auszubildenden ukrainischer Herkunft, was wahrscheinlich im Zusammenhang mit Zuwanderung infolge des Ukraine-Krieges steht. Im Vergleich zu 2023 ist der Anteil der Neuverträge bei Vietnames:innen stark gestiegen, während syrische Neuabschlüsse leicht abnahmen. Trotz des allgemeinen Rückgangs sind klassische Berufe im Kfz- und IT-Bereich bei Männern sowie medizinische und verwaltungsspezifische Berufe bei Frauen weiterhin gefragt. Insgesamt bleibt das duale Ausbildungssystem ein zentraler Pfeiler der beruflichen Qualifizierung in Deutschland, kämpft aber weiterhin mit strukturellen Herausforderungen wie dem demografischen Wandel und der sinkenden Attraktivität für einheimische Jugendliche. Darüber hinaus werden verschiedene Maßnahmen diskutiert und erprobt, um die Attraktivität der dualen Ausbildung für deutsche Abiturient:innen und Jugendliche mit Hauptschulabschluss zu steigern, etwa durch besseres Berufsmarketing, flexiblere Ausbildungsmodelle und eine stärkere Verzahnung mit digitalen Kompetenzen. Experten betonen außerdem die Bedeutung gezielter Sprachförderung und sozialer Integration ausländischer Auszubildender, um die Erfolgschancen in der Ausbildung weiter zu erhöhen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Die ‚Süddeutsche Zeitung‘ berichtet aktuell, dass nicht besetzte Ausbildungsplätze vor allem kleine und mittlere Betriebe in der Industrie und im Handwerk vor ernste Herausforderungen stellen. Unternehmen setzen verstärkt auf Kooperation mit Schulen, digitale Marketingstrategien und neue Formen der Berufsorientierung, um Nachwuchs zu gewinnen und offene Ausbildungsstellen zu besetzen. Viele Betriebe stoßen jedoch trotz dieser Bemühungen an ihre Grenzen, da die Bewerberzahlen weiter sinken und zunehmend Auszubildende mit schlechteren Schulabschlüssen aufgenommen werden müssen (Quelle: Süddeutsche Zeitung).

Auf ‘Spiegel Online’ wird berichtet, dass der Zustrom internationaler Auszubildender zunehmend als Lösung für den deutschen Fachkräftemangel betrachtet wird. Die Hürden für Jugendliche aus Drittstaaten – insbesondere bei den Sprachkenntnissen und der Wohnungssuche – bleiben aber hoch, worauf verschiedene Kammern und Verbände erneut hingewiesen haben. Gleichzeitig wird die politische Forderung nach einer einfacheren Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse und besserer Betreuung der jungen Neuankömmlinge lauter (Quelle: Spiegel Online).

Die ‘FAZ’ analysiert, dass viele potenzielle Auszubildende lieber ein Studium beginnen, auch weil sie sich davon mehr gesellschaftliches Ansehen und höheres Gehalt erwarten. Die duale Ausbildung konkurriert in Zeiten des demografischen Wandels nicht nur mit dem Studium, sondern muss sich auch attraktiver für junge Menschen mit und ohne Migrationshintergrund präsentieren. Initiativen wie Praxiserfahrungen während der Schulzeit, digitale Lernangebote und finanzielle Anreize für Auszubildende werden als notwendige Reformen diskutiert (Quelle: FAZ).

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