Polens Präsident Nawrocki trifft Kanzler Merz im Kanzleramt

Der frisch gewählte polnische Staatschef Karol Nawrocki wurde am Dienstag von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zu Gesprächen im Kanzleramt empfangen.

16.09.25 11:29 Uhr | 3 mal gelesen

Wie die deutsche Regierung mitteilte, standen bei dem vertraulichen Vieraugengespräch die bilateralen Beziehungen beider Länder im Fokus. Darüber hinaus wurden internationale Sicherheitsfragen, insbesondere der fortgesetzte Beistand für die Ukraine, besprochen. Insidern zufolge kamen auch aktuelle Drohnenzwischenfälle nahe der polnischen Grenze sowie Polens Forderungen nach Reparationszahlungen Deutschlands aus dem Zweiten Weltkrieg zur Sprache. Eine gemeinsame Pressekonferenz war nach dem Treffen nicht vorgesehen. Am Vormittag hatte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Nawrocki bereits zu einem Austausch empfangen. Nawrocki bekräftigte vor seinem Berlin-Besuch in einem Interview mit der „Bild“, das Reparationsanliegen weiter auf die deutsche Tagesordnung zu setzen. Er widersprach der deutschen Regierung, dass diese Frage rechtlich abgeschlossen sei, hob die politisch-moralische Dimension der Diskussion und das Interesse beider Staaten an einer Lösung hervor. Im Raum steht Polens Forderung nach 1,3 Billionen Euro, die laut Nawrocki das Ergebnis intensiver wissenschaftlicher Analysen sei. Nawrocki, der seit August polnischer Präsident ist, setzte sich parteilos für die PiS-Partei durch, erhielt Wahlkampfunterstützung von Donald Trump und reiste für Gespräche ins Weiße Haus.

Die Gespräche zwischen Bundeskanzler Merz und Präsident Nawrocki verdeutlichen die angespannte Atmosphäre zwischen Berlin und Warschau, wobei Themen wie die militärische Unterstützung der Ukraine und die jüngsten Sicherheitsvorfälle an der polnischen Grenze im Vordergrund standen. Die Frage der deutschen Reparationszahlungen bleibt ein kontroverses Thema: Während die Bundesregierung die Angelegenheit als rechtlich abgeschlossen betrachtet, pocht die polnische Seite auf eine Summe von 1,3 Billionen Euro. Zugleich signalisierten beide Seiten ein Interesse an weiteren Dialogen, um die polnisch-deutschen Beziehungen zu stärken und gemeinsam an aktuellen sicherheitspolitischen Herausforderungen in Europa zu arbeiten. Ergänzende Recherchen zeigen, dass nach dem Treffen insbesondere in polnischen und deutschen Medien die Reparationsdebatte und Sicherheitsfragen als Knackpunkte benannt werden. Verschiedene Medien berichten von wachsendem politischem Druck auf die Bundesregierung, das Thema Reparationsforderungen transparenter zu behandeln. Zudem verdienen die engen Abstimmungen zur Ukraine-Hilfe und zur gemeinsamen Reaktion auf russische Aktivitäten internationale Aufmerksamkeit.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

1. Die FAZ berichtet ausführlich über den Besuch des polnischen Präsidenten Nawrocki in Berlin: Der Fokus lag auf den fortbestehenden Differenzen in der Reparationsfrage sowie den neuen Herausforderungen durch den Angriffskrieg in der Ukraine. Polens Forderungen nach deutschen Reparationen werden von der deutschen Regierung weiter zurückgewiesen, doch Nawrocki setzt auf diplomatische Lösungen. Auch die Sicherheit Europas und die Positionierung der beiden Staaten angesichts der russischen Aggression wurden hervorgehoben. (Quelle: FAZ)

2. Die Süddeutsche Zeitung analysiert die Debatte um Reparationen und die Auswirkungen auf das bilaterale Klima: Trotz der Ablehnung der deutschen Seite beabsichtigt die polnische Regierung, die Reparationen weiterhin als diplomatische Forderung zu platzieren. Ergänzend wird berichtet, dass die Sicherheitslage an den östlichen Außengrenzen der EU zunehmend als gemeinsames europäisches Thema diskutiert wird. Die Gespräche gelten als Auftakt einer neuen Dialogphase zwischen Berlin und Warschau. (Quelle: Süddeutsche Zeitung)

3. Spiegel Online fokussiert sich auf die sicherheitspolitischen Abstimmungen zwischen Deutschland und Polen im Rahmen des Ukraine-Konflikts: Im Artikel wird der polnische Präsident Nawrocki als engagierter Fürsprecher strikterer Sanktionen gegen Russland und intensiverer Militärhilfen für die Ukraine dargestellt; die Reparationsforderung dient als Symbol für das Bedürfnis nach Gerechtigkeit und Anerkennung der polnischen Verluste im Zweiten Weltkrieg. Beide Seiten betonen die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit, um die europäische Stabilität in der Krisenzeit zu sichern. (Quelle: Spiegel Online)

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