Strukturwandel in Deutschland: Gefährdung des Wohlstands

Wirtschaftsexperten warnen davor, dass der Wandel auf dem Arbeitsmarkt den Wohlstand in Deutschland gefährdet.

01.09.25 09:28 Uhr | 4 mal gelesen

Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit stieg die Zahl der Arbeitsplätze im Gesundheitswesen, der Pflege und im öffentlichen Dienst im Vergleich zum Vorjahr um 192.000. Gleichzeitig gingen in der Industrie 146.000 Jobs verloren. Laut Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts, führt dieser strukturelle Wandel zu einem allgemeinen Wohlstandsverlust, da die neuen Arbeitsplätze vornehmlich aus Sozialabgaben und Steuermitteln finanziert werden - was die öffentliche Belastung erhöht. Besonders die wachsende Zahl älterer Menschen macht den Erhalt des Wohlstands schwierig, da mehr Renten gezahlt werden müssen. Dies sei ein bereits einsetzender Trend in Deutschland. Enzo Weber vom IAB widerspricht jedoch teilweise und sieht Potenzial im Rahmen der Transformation durch die Energiewende, Verkehrswende und gesteigerte Rüstungsinvestitionen. Deutschland sei in einer guten Position, von neuen Geschäftsmodellen zu profitieren, sofern die Kompetenzen der Arbeitskräfte gezielt gefördert werden.

Der deutsche Arbeitsmarkt steht aktuell vor großen strukturellen Umbrüchen: Während der Beschäftigungszuwachs bei sozialen und öffentlichen Berufen deutlich ist, schrumpft die industrielle Beschäftigung. Experten wie Clemens Fuest sehen darin eine Gefahr für den Wohlstand, weil der Abbau produktiver Industriearbeitsplätze und die Zunahme steuer- und abgabenfinanzierter Stellen die Tragfähigkeit des Systems belasten, speziell angesichts der alternden Bevölkerung. Neue Potenziale bei Transformationstechnologien, Digitalisierung, erneuerbaren Energien und einer gezielten Kompetenzentwicklung bieten laut Enzo Weber Chancen, einen Wohlstandsverlust abzuwenden. Mit Blick auf aktuelle Diskussionen fordern viele Ökonomen, die industrielle Basis und technische Innovationsfähigkeit zu stärken, etwa durch Investitionen in grüne Technologien, bessere Fachkräftequalifizierung und die Modernisierung von Infrastruktur. Auch im internationalen Vergleich steht Deutschland unter Anpassungsdruck, da globale Lieferketten, Automatisierung und geopolitische Unsicherheiten zusätzliche Herausforderungen darstellen.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

1. Ein Bericht auf faz.net betont, dass die anhaltende Transformation der deutschen Wirtschaft tiefgreifende Folgen für den Arbeitsmarkt und die Gesellschaft hat. Die Autoren weisen darauf hin, dass die industrielle Produktion unter der Schwäche der Exportmärkte und hohen Energiekosten leidet, während gleichzeitig in Zukunftsbranchen wie erneuerbaren Energien und Digitalisierung neue Chancen entstehen. Dennoch wird vor einem 'verlorenen Jahrzehnt' gewarnt, falls Deutschland nicht entschlossener in Infrastruktur, Bildung und Innovation investiert. Quelle: FAZ

2. Die Süddeutsche Zeitung hinterfragt die aktuelle Beschäftigungsentwicklung und analysiert die Folgen des Strukturwandels unter besonderer Berücksichtigung der sozialen Verwerfungen. Der Artikel hebt hervor, dass besonders Menschen ohne fortgeschrittene Digitalisierungskompetenzen beim Übergang von der Industrie zu Dienstleistungs- und Sozialberufen benachteiligt sind, was zu neuen Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt führen kann. Zugleich werden politische Maßnahmen gefordert, die gezielte Weiterbildung und Qualifizierung fördern. Quelle: Süddeutsche Zeitung

3. Zeit.de analysiert die Chancen der Transformation im Kontext der Energiewende und betont, dass deutsche Unternehmen weltweit führend bei grünen Technologien sein könnten, wenn Innovation und Zusammenarbeit zwischen Industrie, Politik und Forschung intensiviert werden. Der Text sieht jedoch bis heute ein zu schleppendes Tempo etwa bei Windkraftausbau und Digitalisierung, während die Wettbewerbsfähigkeit international abnehme. Langfristige Strategien für Fachkräftesicherung und Investitionen in Forschung werden als zentral bezeichnet, um Wohlstandsverluste abzufedern. Quelle: Zeit.de

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