Volkswagen prüft gemeinsames Betriebssystem für Verbrenner und E-Autos

Vor dem Hintergrund veränderter Marktbedingungen in Europa und den USA prüft Volkswagen die Einführung einer gemeinsamen Softwareplattform für Fahrzeuge mit Elektro- und Verbrennungsmotoren.

heute 07:46 Uhr | 61 mal gelesen

Laut Peter Bosch, Leiter der VW-Softwaretochter Cariad, analysiert der Konzern aktuell Möglichkeiten, die Digitalisierung auch bei konventionellen Fahrzeugen und deren Plattformen auf hohem Niveau zu sichern. Endgültige Entscheidungen gibt es noch nicht; derzeit ist das Hauptaugenmerk auf Softwarearchitekturen für Elektrofahrzeuge gerichtet. Mittel- bis langfristig kann sich VW aber auch vorstellen, Plug-in-Hybride und klassische Verbrenner mit dem gleichen System auszustatten. Insbesondere nach Milliardenabschreibungen bei Porsche, weil Elektroautos sich schlechter verkaufen als gehofft und mehr auf Verbrenner gesetzt wird, denken verschiedene Konzernmarken über eine Verlängerung klassischer Antriebstechnologien nach. Gleichzeitig zieht die EU in Betracht, das für 2035 geplante Verkaufsverbot für Neuwagen mit Verbrennungsmotoren anzupassen. Unklar bleibt, wer die Software künftig liefern wird, wobei das Gemeinschaftsunternehmen mit Rivian eine Option darstellt. Kurzfristig könnte auch Cariad selbst einspringen. Die nötigen Investitionen wären enorm – VW musste 2024 bereits erhebliche Einsparungen vornehmen, und Personalkürzungen bei Cariad bis Ende 2025 sind beschlossen. Die Sparte verbuchte zuletzt einen Verlust von fast 2,5 Milliarden Euro.

Volkswagen bewertet derzeit, ob ein gemeinsames Betriebssystem für Elektro- und Verbrennerfahrzeuge die digitale Wettbewerbsfähigkeit aller Modellreihen stärken kann. Hintergrund sind Markthürden bei E-Mobilität, notwendige Einsparungen und das Drängen klassischer Antriebe trotz politischer Vorgaben. Diese strategische Neuausrichtung folgt auf hohe Verluste bei der Cariad-Softwaretochter und milliardenschwere Investitionen, wobei aktuell noch offen ist, ob eine Partnerschaft mit Rivian oder interne Entwicklung priorisiert wird. Neuere Entwicklungen zeigen, dass VW sich auch offen zeigt für Partnerschaften mit großen Tech-Unternehmen wie Google, um Softwarelösungen im Fahrzeugbereich zu beschleunigen – konkrete Verhandlungen laufen aber noch. Aktuell entstehen unter anderem bei BMW, Mercedes und Volkswagen neue Plattformen, die auf sich wandelnde Nutzungsmodelle und Mobilitätsanforderungen mit flexiblen Updates reagieren können. Die Diskussion um das Verbrenner-Aus ab 2035 bleibt in der EU weiterhin kontrovers, da mehrere Länder Ausnahmeregelungen für E-Fuels oder Plug-in-Hybride fordern.

Schwerpunkte anderer Leitmedien zu diesem Thema

Ein aktueller Artikel bei spiegel.de beleuchtet, wie deutsche Autobauer angesichts der schleppenden Nachfrage nach E-Autos und politischem Druck ihre Produktionsstrategien anpassen: Während Volkswagen und andere Hersteller Investitionen in Elektromobilität betonen, wird bei Plug-in-Hybriden und Verbrennertechnologien ein vorsichtiger Rückzieher in Betracht gezogen, um wirtschaftliche Risiken abzufedern Quelle: Der Spiegel.

Die süddeutsche.de berichtet ausführlich, dass die zukünftige Softwareentwicklung im Automobilbereich nicht nur von technischen Anforderungen, sondern auch von Partnerschaften mit Technologieunternehmen bestimmt wird: Besonders VW steht unter Druck, nach den Problemen bei Cariad externe Kompetenzen zu nutzen, um gegenüber US-Konkurrenten wie Tesla aufzuholen Quelle: Süddeutsche Zeitung.

Auf zeit.de wird das Spannungsfeld zwischen politisch motiviertem Verbrennerausstieg und schleppender Marktdurchdringung von Elektroautos analysiert: Es zeigt sich, dass viele Hersteller ihre Antriebspolitik unter finanziellem Druck erneut evaluieren und alternative Technologien wie E-Fuels und flexible Plattformen eine größere Rolle spielen könnten, falls EU-weite Regulierungen gelockert werden Quelle: Die Zeit.

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