Freitagmorgen, ein grauer Himmel über Berlin, da ploppte eine knappe Mitteilung aus dem Außenministerium auf: Die Reise von Johann Wadephul nach China falle aus. Mehr Details? Fehlanzeige. Auch die Nachfrage bei der Pressestelle blieb erfolglos, geradezu eisern schwieg man sich darüber aus, wer nun den Stecker gezogen hat – Berlin oder Peking.
Was bleibt, ist vages Bedauern: Ein persönliches Treffen müsse leider warten, dabei gäbe es doch genug, worüber zu reden wäre – und wenn man ehrlich ist, reden die beiden Länder ja ohnehin eher selten wirklich offen miteinander.
Eine Art Trostpflaster ist immerhin in Planung: Wadephul will mit seinem Kollegen in China demnächst telefonieren – das klingt in diesen Tagen fast schon nach einer Notlösung, oder etwa nicht? Ganz beiläufig drängt sich die Frage auf, ob denn wirklich der Dialog die eigentliche Hürde war.
Zuletzt hatte es in Peking ziemlichen Gegenwind gegen einige von Wadephuls Aussagen zu Taiwan gegeben. So hatte er gefordert, den Status quo zu wahren, ohne sich klar für oder gegen die Unabhängigkeit Taiwans auszusprechen – das wiederum interpretierten chinesische Offizielle als Rückendeckung für Unabhängigkeitsbestrebungen, was dort überhaupt nicht gut ankam. Also, ein bisschen wie ein Spiel mit offenem Visier, oder eher einem versteckten Degen hinter dem Rücken.
Der geplante Besuch von Bundesaußenminister Johann Wadephul in China wurde kurzfristig ohne öffentliche Begründung verschoben – aus welchem Land die Absage tatsächlich stammt, bleibt unklar. Hintergrund der diplomatischen Verstimmung sind jüngste Äußerungen Wadephuls zum heiklen Thema Taiwan; er forderte die Wahrung des Status quo, stellte sich aber nicht explizit gegen eine mögliche Unabhängigkeit Taiwans, was in Peking als indirekte Unterstützung der taiwanischen Unabhängigkeitsbewegung gewertet wurde. In den kommenden Wochen soll es immerhin einen intensiven Telefon-Austausch zwischen den Außenministern geben, doch die Verschiebung unterstreicht, wie brisant und fragil das bilaterale Verhältnis in der aktuellen geopolitischen Lage ist. Nach aktuellen Recherchen wurden diese Ereignisse von zahlreichen internationalen und deutschen Medien aufgegriffen – die deutsch-chinesischen Beziehungen scheinen in einer neuen Phase erhöhten Misstrauens zu sein, wobei auch Deutschlands Rolle in der EU sowie seine transatlantischen Verflechtungen immer stärker mit in die Waagschale geworfen werden.
Wichtig zu erwähnen: Aus Sicht von Beobachtern könnte die unklare Kommunikation auch als Zeichen verstanden werden, dass beide Seiten hinter geschlossenen Türen um eine gesichtswahrende Deeskalation ringen – zumindest vorerst.